Der Markt Kilb liegt etwas über 20 Kilometer südlich von Melk (über Loosdorf) und ebenso weit südwestlich von St. Pölten (über Ober-Grafendorf) an der Schmalspurbahn St. Pölten — Obergrafendorf — Wieselburg. Der Ort wird erstmals um 1083 genannt. Die älteste Namensform Chulubi bzw. Chuliub und Chulub geht auf den slawischen Personennamen Kuljubu zurück, der in den erwähnten Formen auf eine Eindeutschung bereits im 8. Jahrhundert hinweist. Kilb war also eine slawische Siedlung, in deren Umgebung bereits früh bayrische Siedler lebten. Das Becken von Kilb an der oberen Sierning und das nördlich anschließende Hügelland bringen ja günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Funde weisen auch auf frühgeschichtliche und römerzeitliche Besiedlung hin.
Zur Zeit des Karolingerreiches (ab 791) erfolgten die Christianisierung der Slawen und der Zuzug bayrischer Siedler. Aus den Siedlungsnamen lässt sich eine gewisse Dramatik erschließen. Etwa zwei Kilometer östlich von Kilb liegt Teufelsdorf. Es muss einmal den Namen einer heidnischen Gottheit getragen haben, oder seine Bewohner waren hartnäckige Heiden. Etwas südlich davon liegt der Weiler Christenberg und in dessen Nähe, zu Bühren gehörig, der Marterhof, der 1364 „dacz den Moertrern“, zu den Märtyrern, heißt. Bei einer heidnischen Reaktion mögen Christen ums Leben gekommen sein, die dann als Märtyrer bezeichnet wurden.
Ab 1072 begann Bischof Altmann von Passau (1065 - 1091) mit der Gründung des Klosters auf dem Göttweiger Berg, um auch im Osten seiner ausgedehnten Diözese einen Stützpunkt für die Kirchenreform zu haben. Am 9. September 1083 konnte er in Göttweig die Hauptkirche zu Ehren der Gottesmutter Maria weihen. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum des Stiftes. Mit diesem Datum ist auch die sogenannte Gründungsurkunde versehen, die allerdings erst nach 1164 erstellt wurde und den damaligen Stiftsbesitz umschrieb, den sie samt und sonders Bischof Altmann zuschrieb. Daher wird das Jahr 1083 auch gerne als Gründungsdatum der ältesten Stiftspfarren genommen.
Um nämlich seiner Gründung auch einen wirtschaftlichen Rückhalt zu geben, stattete der heilige Altmann sie mit zahlreichen Gütern aus, die zum Teil aus seinem persönlichen Besitz, zum größeren Teil aus dem Besitz des Passauer Bistums, aber auch von Gütern stammten, die er sich schenken ließ. Vor allem widmete er dem Stifte eine Reihe Pfarren, deren Zweidrittelzehent diesem zukam.
Es waren dies die Pfarren Mautern, Kilb, Nalb, Mühlbach und Pyhra. Kilb gehörte bis dahin zur bischöflichpassauischen Pfarre Hürm. Der Bischof ließ sich von der Matrone Richiza eine Manse (Hube) schenken, um die Kirche zu errichten und die Pfarre mit Einkommen ausstatten zu können; eine weitere Hube schenkte ein gewisser Gerold. Altmann trennte nun Kilb von Hürm, errichtete in Kilb eine Kirche und stattete diese mit allen Rechten einer Mutterpfarre aus, d. h. Kilb schied aus jedem Abhängigkeitsverhältnis von Hürm und bekam selbst Tochterkirchen. Da im Göttweiger Traditionskodex, wo diese Vorgänge vermerkt sind, keine Jahresangaben zu diesen Schenkungen stehen, kann das Jahr der Pfarrerhebung von Kilb nicht exakt festgelegt werden. Doch dürfte es bald nach 1072 gewesen sein.
Die neue Pfarre hatte einen großen Sprengel. Er umfasste die späteren Pfarren Bischofstetten, Hofstetten - Grünau, Rabenstein mit Tradigist und Kirchberg a. d. P. sowie große Teile, die heute zu Mank und Hürm gehören. Die Grenze ging im Westen vom Hochsteinberg über Aichen, Poppendorf, Schmidbach, dann im Norden über die Wasserscheide nach Hainberg (villa Haimonis) und Maxenbach, von dort zum Hürmbach und hinüber nach Mitterradl und Haag; im Osten führte sie über Edlitz, querte zwischen Waasen und Kammerhof die Pielach und führte auf die Wasserscheide von Pielach und Traisen; als Südgrenze wird zunächst „das Gebirge“ angegeben, in späteren Quellen ist der Ursprung der Pielach genannt; doch dürfte damit die damals noch nicht begehbare Weißenburger Enge gemeint sein.
Bereits im 12. Jahrhundert löste sich diese große Pfarre weitgehend auf. Die Herren von Hofstetten, zu deren Familie auch die Rabensteiner und Weißenburger gehörten, gründeten bald nach 1110 die Pfarre Hofstetten (heute Grünau). 1110 gaben sie das Gut Tradigist gegen den Drittelzehent von Hofstetten an das Stift Göttweig. Das Stift errichtete an der Andreaskirche in Tradigist eine Pfarre. In Rabenstein entstand ein Vikariat von Hofstetten. Nach dem Absterben der Rabensteiner kam 1323 die Pfarre Hofstetten mit Rabenstein an Göttweig. 1388 wurde Rabenstein eigene Pfarre und ihr die Andreaskirche in Tradigist unterstellt, wo nur mehr ein Göttweiger Propst (Güterverwalter) residierte. Kirchberg an der Pielach wurde im 11. oder 12. Jahrhundert Pfarre. Es war eine herrschaftliche Pfarre und stand in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu Kilb bzw. Göttweig. Im 13. Jahrhundert wurde auch Bischofstetten Pfarre. Die dortige Kirche dürfte ins 9. oder 10. Jahrhundert zurückgehen. Ihr Pfarrsprengel umfasste zunächst fast nur das Ortsgebiet.
Bischof Altmann weihte die von ihm erbaute Pfarrkirche zu Kilb den Aposteln Simon und Judas. Er war früher Hofkaplan Kaiser Heinrichs III., der in seiner Hauptpfalz Goslar das Domstift Simon und Judas gegründet hatte. Der heilige Altmann verbreitete nun den Kult dieser Apostel auch in seiner Diözese Passau. In Oberösterreich sind ihnen drei Kirchen geweiht, in Niederösterreich die Kirchen von Kilb, Gars am Kamp (Marktkirche), Weißenkirchen an der Perschling, Altlengbach und Vösendorf. Alle diese Kirchen gehen in die Zeit Altmanns zurück.
In der noch immer recht ausgedehnten Pfarre, die bis knapp an die Pfarrorte Hürm und Mank reichte und die Pfarre Bischofstetten fast umschloss, befanden sich neben der Pfarrkirche noch die Jakobskirche in Haag und die Veitskapelle bei Grünbühel. Die Jakobskirche wird erstmals 1278 erwähnt, ist aber älter. An dieser „unteren Kirche“ hatte ein Kilber Kaplan an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst mit Predigt zu halten. Am Jakobitag fand auch ein Jahrmarkt statt. 1758 wurde die Kirche nach Bischofstetten umgepfarrt, 1786 entweiht und 1817 abgebrochen. Die erste Erwähnung der Veitskapelle geschieht ebenfalls 1278. Damals wurde jeden Freitag zur Zeit der Terz (9 Uhr) dort eine Messe gehalten. Unter Pfarrer Philipp Seebeck (um 1400) dürfte die Kapelle erneuert worden sein. Sie wurde ebenfalls 1786 entweiht und anlässlich des Umbaues des Schlosses 1830 abgetragen.
An der Pfarrkirche gab es im Mittelalter auch zwei Benefizien. Das Benefizium Unserer Lieben Frau geht auf Otto von KiIb (um 1300) zurück und wurde später reichlich bestiftet. Der Altar, auf dem der Benefiziat seine Messen zu lesen hatte, stand noch 1775 im linken Seitenschiff der Kirche. Im 16. Jahrhundert war das Benefizium wegen der Glaubenswirren und des damit verbundenen Priestermangels unbesetzt. Schon 1554 war ein Teil der Stiftungsgüter entfremdet worden. 1568 verwandelte Jakob Gienger, der Inhaber der Herrschaft Grünbühel, das Unser-Frauen-Stiftshaus, das Luegel genannt wurde, in ein Spital. Er ließ 1570 anstelle des alten Hauses einen Neubau aufführen (das Bürgerspital nördlich der Kirche). Um etwa 1470 errichtete ein Pfarrer, wahrscheinlich war es Wolfgang Rosenauer, das Benefizium zum heiligen Jakob für kranke Priester. Auch dieses Benefizium fand um 1570 sein Ende. Das Präsentationsrecht für beide Benefizien stand dem Pfarrer von Kilb zu.
Die Vogtei der Pfarre hatten anfangs die Hochfreien von KiIb inne, denen auch die schon genannte Richiza angehört haben dürfte. Eine jüngere Richiza aus dieser Familie heiratete Rudolf von Perg (um 1135), dem sie Kilb einbrachte. Nach dem Aussterben der Perger beerbten sie die mit ihnen verwandten Babenberger. So kam 1191 mit Kilb auch die Vogtei an den Landesfürsten. Der setzte für KiIb Untervögte ein, zunächst die Kuenringer, dann bis 1284 die Toppler. Dann wurde die Vogtei unmittelbar von den Habsburgern wahrgenommen. Doch behandelten sie sie ab 1315 als Betvogtei; der Kilber Pfarrer konnte sich im Einverständnis mit dem Landesfürsten selbst einen Vogt wählen. So waren ab 1315 Weichard von Toppel, ab 1331 Ulrich von Pfannberg und um 1400 die Seebecken Vögte. Meist waren es die Inhaber der Herrschaft Kilb. 1602 verkaufte schließlich Kaiser Rudolf II. die Vogtei an Niklas Gienger auf Grünbühel. Die Vogtei blieb dann mit dieser Herrschaft verbunden.
Kilb war Lehenspfarre des Stiftes Göttweig; ihm stand, abgesehen vom Zweidrittelzehent, nur das Präsentationsrecht auf die Pfarre zu. Der erste bekannte Pfarrer hieß Heinrich. Er wird um 1207 als Pfarrer von Kilb genannt. Später ging er auf die Pfarre Nalb, wurde 1231 Abt von Göttweig, im gleichen Jahr noch wurde er Dominikaner in Krems und schließlich 1251 Bischof von Chiemsee. Kilb hatte noch mehrfach prominente Pfarrer, wie etwa Heinrich Kaltenbeck (1318 - 1338), der auch Domherr von Freising und Olmütz war, und Philipp Seebeck (1374 erstmals genannt, gest. 1400). 1516 erlangte das Stift Göttweig die lnkorporation der Pfarre, doch setzte es weiterhin zumeist Weltpriester als Pfarrer ein. Unter Pfarrer Georg Freißmuth (1554 - 1586) gewann der Protestantismus einen gewissen Anhang; er wurde vor allem durch die Familie Gienger auf Grünbühel gefördert, die auch in der Veitskapelle den evangelischen Gottesdienst einführte (bis 1626). 1630 fand in KiIb die katholische Generalreformation für die Pfarren KiIb, Mank, Bischofstetten, Weinburg, Hofstetten, Rabenstein, Kirchberg mit Loich, Frankenfels, Schwarzenbach, Oberndorf, Texing, St. Gotthard und Kirnberg statt, bei der sich fast alle Kilber zur katholischen Konfession bekannten. Mit kleinen Unterbrechungen waren von 1633 an immer Göttweiger Stiftsangehörige auf der Pfarre, so dass Kilb nun immer enger mit dem Stift verbunden wurde. Unter den Pfarrern waren die späteren Äbte Gregor Heller (1644 - 48, Abt 1648 - 69) und Hartmann Strohsacker (1925 - 30, Abt 1930 - 46).
Zwischen 1753 und 1783 wurde ein Drittel der Pfarre an die Pfarren Bischofstetten, Mank und Hürm ausgepfarrt. Die Auspfarrungen nach Mank und Hürm setzten sich bis ins 20. Jahrhundert fort. Daher war ab 1783 nur mehr ein Kooperator in Kilb. Seit 1973 versieht der Pfarrer allein die Seelsorge.
Die Pfarre zählt zur Zeit (2023) etwa 2123 Katholiken.